Bevor du weiterliest ...

... empfehle ich dir, dir ein paar tiefe Atemzüge zu gönnen.

 

~

 
Und dich dann ganz bewusst zu fragen:

 

Will ich mich gerade
mit dem Zerfall unserer Zivilisation
auseinandersetzen?

 

Nachdem du auf dieser Seite gelandet bist,
ist es relativ wahrscheinlich, dass dich dieses Thema ohnehin
- zumindest unbewusst - beschäftigt.
In diesem Fall nehme ich an, dass dir die Worte
und Links auf dieser Seite durchaus dienlich sein können.

 

Aber:
Wenn du dich bis jetzt NICHT damit beschäftigt hast,
will ich dich hiermit ganz herzlich einladen,
das auch weiterhin nicht zu tun.

 

Es soll schon Menschen den Tag versaut haben.


Reality Check


"Storm's Eye."
Klingt irgendwie pathetisch? Ist es auch.

 

Es gibt keinen Grund mehr, lange um den heißen Brei herumzureden:

Der sich beschleunigende Klimawandel stellt jetzt eine kurz- bis mittelfristige existentielle Bedrohung der menschlichen Zivilisation dar. (Meine Übersetzung aus einem Bericht australischer Klimaexperten vom Mai 2019)

 

Und: Wir können die globalen Probleme dieser Zeit nicht mehr auf globaler Ebene lösen. Dies ist nicht nur das Scheitern unserer spezifischen Zeit in der Menschheitsgeschichte; dies geschieht in allen Zivilisationen am Ende ihres Lebenszyklus.
(Meine Übersetzung aus WHO DO WE CHOOSE TO BE von Margaret Wheatley)


Es ist höchste Zeit, der Realität ins Auge zu sehen. Selbst wenn die Menschheit ihre Treibhausgasemissionen von heute auf morgen auf Null senken würde: Durch die zeitverzögerten Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten der letzten Jahrhunderte  werden die ökologischen und sozialen Systeme, auf denen unser Leben basiert, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zunehmenden Schocks ausgesetzt sein. Der Großteil der Welt spürt diese schon längst. Und auch auf unserer Insel der Seligen in Mitteleuropa werden die Auswirkungen des Zerfalls (Naturkatastrophen, Ernteausfälle, Wasserknappheit, Klimaflucht etc.) unser alltägliches Leben tiefgreifend erschüttern. Dies ist keine ferne Möglichkeit mehr, sondern zunehmend unsere gegenwärtige Wirklichkeit, mit der wir uns auseinanderzusetzen haben - ob wir es wollen oder nicht.


Ganz ehrlich: Die Realität wirklich an mich heran zu lassen, dass der Zerfall unserer Zivilisation keine ferne Zukunftsvision ist, sondern bereits begonnen hat, und dass es gut möglich ist, dass sich diese Entwicklung nicht mehr aufhalten lässt, hat mich tief erschüttert. In den letzten Jahren konnte ich Monat für Monat beobachten, wie das Bewusstsein meiner individuellen und unserer kollektiven Vergänglichkeit immer mehr in meine Gedanken, meinen Körper und meine Lebensplanung einsickert. Und damit einher geht ein Aufwachen "im Angesicht der 'schrecklichen Schönheit' des Lebens in diesem einzigartigen historischen Moment. Jeder Moment wird intensiver. Jede Begegnung wird wertvoller. Unwichtiges fällt leichter ab. Vorher als wichtig erachtete Ängste verflüchtigen sich. Mut verstärkt sich. Und mein Herzenswunsch und Tatendrang, die Menschen in diesem Wandelprozess zu unterstützen, wächst."
(Danke, lieber Leo, für die treffenden Worte!)

                                                                          Und jetzt...


Nach einer längeren Phase der Überforderung und der Ratlosigkeit, spüre ich inzwischen wieder den Boden unter den Füßen - und mein Blick hat sich geklärt: Die "FünfVorZwölf"-Metapher und das Bild, dass wir als Menschheit auf einen Abgrund zurasen würden, war trügerisch. In Wirklichkeit schlittern wir bereits einen zunehmend holprigen Abhang hinunter. Statt auf den einen plötzlichen großen Crash zu warten, stelle ich mich darauf ein, dass die kommende Zeit zunehmend "crashy" werden wird - mit wilden Turbulenzen und hoffentlich weniger herausfordernden Strecken, auf denen wir ein wenig durchatmen können. Aber wie auch immer die Landschaft vor uns genau aussieht: Es ist höchste Zeit innezuhalten und uns den unangenehmen Fakten zu stellen. Und uns zielgerichtet vorzubereiten.



Es gibt keine Zeit zu verlieren.

Und keinen Grund zur Eile.


1. Informiere dich.

Mein erster Rat an alle, die sich in dieser wilden Zeit nach Orientierung sehnen: Schau dir dieses Video an.  Und dann schau es noch einmal. Geballtere zeitgemäße Weisheit habe ich bis jetzt noch nirgendwo gefunden.

Und ein paar weitere Empfehlungen:
~ Der wirklich großartige EMERGE-Podcast
~ Noch ein Vortrag von Jamie Wheal
~ Margaret Wheatley's WHO DO WE CHOOSE TO BE
~
Jem Bendell's Paper "Deep Adaptation"

2. Finde Gleichgesinnte.

Eines ist klar: Wer versucht, diesen Weg alleine zu gehen, wird höchst wahrscheinlich daran zerbrechen. Darum: Wenn du Menschen in deinem Leben hast, mit denen du ehrlich darüber sprechen kannst, was dich bewegt - do it! Wenn nicht, such sie dir. Es gibt genug davon, z.B. hier:

Deep Adaptation Community
~ Das Deep Adaptation Forum
~ Die Deep Adaptation Facebook Gruppe

3. Hol dir Unterstützung.

In meiner Erfahrung kann nichts den alltäglichen Support eines guten Freundeskreises ersetzen - darüber hinaus empfehle ich aber allen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, sich auch professionelle Hilfe zu holen. Im Zweifelsfall: Lieber vorsorgen, als unsere Kräfte bis zum Zusammenbruch ausreizen.

Wenn englischsprachige Begleitung für dich in Frage kommt: Das Deep Adaptation-Netzwerk sammelt auch Ressourcen und vermittelt psychologischen Support und mehr spezifisch zu diesem Thema.

Und last but not least: Melde dich gern auch bei mir - sei es um deine nächsten Schritte zu klären, passende Unterstützung zu finden, oder einfach für ein für "Erste Hilfe-Gespräch" im Angesicht des "WTF - Was macht eigentlich Sinn zu tun in dieser irren Zeit?!"


"I wish it need not have happened in my time," said Frodo.
"So do I," said Gandalf, "and so do all who live to see such times.
But that is not for them to decide. All we have to decide
is what to do with the time that is given us.
"


J.R.R. Tolkien, The Fellowship of the Ring